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01. Dezember 2017

Licht

 

 

Advent, Advent mis Spätzli brennt...

 

 

 „Advent, Advent ein Lichtlein brennt.“ Im Kindergarten haben wir es gesungen und bei der Großmutter - wenn wir heimlich an den brennenden Kerzen herumfummelten. Kleine Kerben drückten wir in den Rand damit das flüssige Wachs an der Kerze herunter laufen konnte, erkaltet brachen wir den Tropfen ab und schmelzen ihn über der Flamme wieder ein.

Kam unsere Großmutter dann unverhofft dazu, hob sie drohend die Finger schaute uns streng an und sang das Lied auf ihre Weise: „Advent, Advent mis Spätzli brennt...“

 

Jetzt ist sie wieder da – die Zeit in der die Tage kürzer werden, - die Zeit der Kerzen.

Auch bei mir stehen ein bis zwei Kerzen auf dem Fenstersims. Kaum ist die Nacht eingebrochen zünde ich sie an. Sie haben für mich weniger mit Advent zu tun, sondern dienen mehr meiner Seele, meinem Wohlbefinden.

 

Das Wort Kerze kommt aus dem lateinischen „Cereus“ (Wachslicht).

Im 2 Jahrhundert nach Christus wurde die Kerze als  „kurzlebiges Licht, das einen Faden besitzt und ständig gewartet werden muss“  beschrieben. Die Kerze mussten fortwährend „geschneuzt“ also geputzt werden.

Sogar Goethe stöhnte einst: 

„Wüsste nicht, was sie besseres erfinden könnten, als dass Lichter ohne Putzen brennten.“

 

Die Engel und Heiligen erschienen auch nicht mit einer Kerzen in der Hand vor der Krippe Jesus. Die gab es damals gar noch nicht, sie mussten sich mit Öllämpchen begnügen wie Aladins Wunderlampe. 

Die ersten Kerzen russten und qualmten, außerdem stanken sie ranzig; denn sie wurden aus Rindernierfett oder Hammeltalg gezogen. Ich glaube nicht, dass ich sie mir auf den Fenstersims gestellt hätte, schon gar nicht für mein Wohlbefinden.

Ganz gewitzte Menschen gelang es im 17 Jahrhundert weisse Kerzen zu produzieren. Sie versetzten die Talgkerzen mit Arsenik und vergifteten so ihre Mitmenschen gleich reihenweise. 

Erst im Mittelalter guckten wir uns die Bienen etwas genauer an und stahlen ihnen fortwährend nicht nur den Honig. Aber Bienenwachs war selten und teuer; also nur für die Kirchen- und Fürstenhäuser bestimmt. 

Uns geht es heute besser. Kerzen aus Bienenwachs, Stearin, Paraffin. Es gibt Wachs aus Pflanzen, Früchten und Walfischen mit Düften in allen Variationen. Ich kann meine Küche sogar mit ‚Guetzliduft’ schwängern, ohne ein einziges gebacken zu haben.

Kerzen bringen Wärme in die kalte Winterzeit, Kerzen erhöhen die Spannung beim Erzählen einer Geschichte, sie machen unsere Liebesstunden verführerisch und geben einem guten Essen die Romantik. Die Kerze ist die Liebeserklärung des Lichts an die Menschheit.

Doch bei all dem Schönen - denkt an meine Großmutter 

„Advent, Advent mis Spätzli brennt...“