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05. Dezember 2024

Feldblumen

Die Flucht der heiligen Familie

 

Länger fallen schon die Schatten, 

Durch die kühle Abendluft, 

Waldwärts über stille Matten 

Schreitet Joseph von der Kluft, 

 

Führt den Esel treu am Zügel; 

Linde Lüfte fächeln kaum, 

's sind der Engel leise Flügel, 

Die das Kindlein sieht im Traum. 

 

Und Maria schauet nieder 

Auf das Kind voll Lust und Leid, 

Singt im Herzen Wiegenlieder 

In der stillen Einsamkeit. 

 

Die Johanneswürmchen kreisen 

Emsig leuchtend über'n Weg, 

wollen der Mutter Gottes weisen 

durch die Wildnis jeden Steg, 

 

Und durchs Gras geht süßes Schaudern, 

Streift es ihres Mantels Saum; 

Bächlein auch läßt jetzt sein Plaudern, 

Und die Wälder flüstern kaum, 

 

Daß sie nicht die Flucht verraten. 

Und das Kindlein hob die Hand, 

Da sie ihm so Liebes taten, 

Segnete das stille Land, 

 

Daß die Erd' mit Blumen, Bäumen 

Fernerhin in Ewigkeit 

Nächtlich muß vom Himmel träumen 

O gebenedeite Zeit!

 

Joseph von Eichendorff